Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad geht in seinem Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Angaben aus Berliner Regierungskreisen nicht auf den Atomstreit zwischen seinem Land und der internationalen Gemeinschaft ein.
Das etwa zehnseitige Schreiben enthalte vielmehr zahlreiche äußerst israel- und judenkritische Passagen, sagte ein mit dem Brief vertrauter Regierungsmitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag. „Alles dreht sich um Deutschland, um Zionismus und darum, wie wir eine Lösung des Palästinenserproblems erreichen können“, berichtete der Gewährsmann. „Es ist ziemlich wirr.“ Der Brief sei für die deutsche Regierung in hohem Maße heikel
.
„Es gibt eine Menge Propaganda gegen Israel und die Juden“, sagte der Regierungsmitarbeiter. Es sei noch unklar, ob und gegebenenfalls wie auf das Schreiben geantwortet werden solle. Allerdings sei der Brief anders als ein Schreiben, das Ahmadinedschad vor einigen Monaten an US-Präsident George Bush gesandt hatte, im Ton verbindlich. „Es ist nicht negativ, er kritisiert Deutschland nicht. Es geht im Wesentlichen darum, wie wir zusammenarbeiten können, um die Probleme der Welt zu lösen.“
Merkel hatte stets sehr offensiv auf antisemitische Äußerungen Ahmadinedschads reagiert. Bei der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar hatte sie das Regime des iranischen Präsidenten mit dem aufkommenden Nationalsozialismus unter Adolf Hitler verglichen. Ahmadinedschad hat wiederholt das Existenzrecht Israels bestritten und gefordert, der jüdische Staat müsse von der Landkarte verschwinden. Im gegenwärtigen Nahost-Konflikt gilt Iran als Hauptsponsor der schiitischen Hisbollah-Miliz, die die jüngste Eskalation mit Israel durch die Emtführung zweier Soldaten und den Beschuss Nordisraels mit Raketen verursacht hat.
Der Streit um das iranische Atomprogramm werde in dem Brief mit keiner Zeile erwähnt, hieß es weiter in den Regierungskreisen. Die fünf ständigen Mitglieder des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (UN) und Deutschland haben der islamischen Republik ein Paket von Maßnahmen angeboten, wenn das Land im Gegenzug die Anreicherung von Uran aussetzt. Der Iran hatte eine rasche Antwort abgelehnt, woraufhin der Streit an die UN zurückverwiesen wurde.Der Eingang des Schreibens war am Donnerstag von der Regierung in Berlin bestätigt worden. Angaben zum Inhalt wurden offiziell nicht gemacht