Mittwoch, Oktober 26, 2005

یاسمین طبا طبا ئی ایران و آلمان


























"Fremde Haut" und seine ambivalenten Töne können in Teheran nicht gezeigt werden. Dort, erzählt Jasmin Tabatabai, dürfen Schauspielerinnen sogar in Filmszenen, die im privaten Bereich spielen, das Kopftuch nicht abnehmen ­ die Leinwand im Kino wird als öffentlicher Raum angesehen, wo die Verschleierung Gebot ist.

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Fremde Haut


HomepageFremde HautFilminfo vom deutschen Verleih (Ventura).öffnen:
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Fremde HautFilminfo vom deutschen Vertrieb (Filmwelt).öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
FREMDE HAUTFilminfo vom Produzenten (MMM).öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
UNVEILED [engl.]Filminfo vom Weltvertrieb (Media Luna).öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
Infos und KritikenARTE"Eine Iranerin im doppelten Asyl." Von Nana A.T. Rebhan.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
Berliner Morgenpost (I)"Yentl im Asyl." Von Brigitte Preissler.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
Berliner Morgenpost (II)"Wer, wenn nicht ich?" Interview mit Jasmin Tabatabai. Von Peter Zander.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
Berliner Zeitung (I)"Der verschnürte Körper." Von Jan Brachmann.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
Berliner Zeitung (II)"Unangenehme Liebesszenen." Über die Premiere. Von Elmar Schütze.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
BZ Berlin"Liebesleid in der fremden Welt." Von sil.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
CinemaInhalt, Filmbilder.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
critic.deKritik von Thorsten Funke.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
Der Tagesspiegel"Der Hosenbund." Von Kerstin Decker.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
Film im Bayerischen FernsehenFilmbesprechung von Thilo Wydra.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
filmportal.deInhalt, Credits.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
fluter"Idealbesetzung." Von Stefanie Zobl.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
Frankfurter Rundschau online"Doppeltes Exil in einer Männerverkleidung." Von Volker Mazassek.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
GAB Magazin"Liebe ist übergreifend!" Interview mit Jasmin Tabatabai. Von fb.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
Hamburger Abendblatt Online"Dunkle Bilder aus dem inneren und äußeren Exil." Von Michael Ranze.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
Hamburger Morgenpost"Eine iranische Asylbewerberin strandet getarnt als Mann in der schwäbischen Provinz." Von Jörg Brandes.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
IntroKritik von Sonja Eismann.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
Jasmin Tabatabai - Die Schauspielerin und Musikerin (I)Inhalt, Kurzkritiken, News, Multimedia, Links.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
Jasmin Tabatabai - Die Schauspielerin und Musikerin (II)Bericht von der Deutschlandpremiere. Von h-o.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
kino-zeit.de (I)"Der Preis der Freiheit." Von Gesine Grassel.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
kino-zeit.de (II)Interview mit Jasmin Tabatabai. Von Gesine Grassel.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
Kinofenster (I)Filmbesprechung von Ula Brunner.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
Kinofenster (II)"Jeden Tag werden Asylsuchende in die Unsicherheit zurückgeschickt." Interview mit Regisseurin Angelina Maccarone. Von Margret Köhler.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
Kinofenster (III)"Identitätskonstruktion - der Kampf um das Selbstbild." Hintergrund. Von Volker Thomas.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
Kinofenster (IV)"Das verheimlichte Geschlecht - Geschlechtertausch im Iran." Hintergrund. Von Kirsten Liese.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
KinoNewsInfo.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
L-MAG"Nacktes Überleben." Von Claudia Heigl-Frickel. Interview mit Jasmin Tabatabai.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
Lespress (I)"Über den Wolken ..." Von Dagmar Trüpschuch.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
Lespress (II)"Weibliche Homosexualität? - darüber spricht man nicht." Interview mit Jasmin Tabatabai. Von Dagmar Trüpschuch.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
Lespress (III)"Angelina ist zurück." Interview mit Regisseurin Angelina Maccarone. Von Dagmar Trüpschuch.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
MDR.DE"Fremdes Land."öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
Programmkino.deKritik von Thomas Volkmann.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
Schnitt"Eine Fremde in der eigenen Haut." Von Ekaterina Vassilieva-Ostrovskaja.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
Stuttgarter Nachrichten online"Deckmantel Männeridentität." Von Klaus Friedrich.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
Stuttgarter Zeitung online"Versteck auf den Fildern." Von Thomas Klingenmaier.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
taz, die tageszeitung"Flucht ins Männerdasein." Von Madeleine Bernstorff.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
The Internet Movie Database (IMDb) [engl.]Details, Kommentare, Links.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
TIP BerlinMagazin"Undercover durch Deutschland." Von Claudia Lenssen.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster
ULTIMO auf draht"Allein in Deutschland." Von Martin Schwickert.öffnen: in diesem Fenster in einem neuen Fenster

Donnerstag, Oktober 20, 2005

Ab 20. Oktober ist

Jasmin Tabatabai

in dem Film FREMDE HAUT in den deutschen Kinos zu sehen.

In dem Sozialdrama spielt Jasmin Tabatabai die Rolle einer jungen Iranerin, die sich illegal in Deutschland aufhält, und um nicht abgeschoben zu werden, die Identität eines toten Iraners angenommen hat.

Regie führte Angelina Maccarone.

Sonntag, Oktober 09, 2005






Die Verlorenen Ideale der Revolution

26 Jahre nach der Revolution im Jahre 1979
kämpfen Iraner noch immer,
um deren Ziele zu erreichen.

Omid Habibinia
Journalist und Kommunikationsforscher

Vor 26 Jahren um diese Jahreszeit dachte ich wie Millionen Jugendliche und junge IranerInnen, dass wir mit dem Sieg der Revolution ihre wahre Ziele, das heißt Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichheit und Demokratie erreichen werden. Diese Träume platzten bereits nach ein paar Tagen, denn die Willkürherrschaft Schahs wurde sofort mit der Diktatur der Geistlichen ersetzt. Bereits in den ersten Tagen schlossen sie die Zeitungen und schalteten ihre Gegner aus, indem sie exekutiert, ins Gefängnis geworfen oder zur Flucht aus dem Land gezwungen wurden.

Omid Habibinia(Mitte)im Frühling des Jahres 1980 im Alter 14 Jahren, mit einer Verletzung; die ihm von Hizblolah Schlägern zugefügt wurde(Bild:zVg)


Eine Revolution, die selbst von Michel Foucault (französischer Philosoph, † 1984) als "Beginn einer neuen Ära in der Geschichte der politischen Entwicklung" bezeichnet wurde, blieb vom Anfang an erfolglos. Der harte Kampf für die Demokratie im Iran musste wie in den letzten hundert Jahren weitergehen.

Zehntausende der revolutionären Generation wurden zum Tode verurteilt, in sogenannten Gerichtsverhandlungen, die nur einige Minuten andauerten, deren Vorsitz ein Geistlicher hatte, und mit dem direkten Befehl des Revolutionsführers durchgeführt wurden. Weitere Zehntausende wurden inhaftiert. Millionen Menschen flohen aus dem Land, darunter die meisten Akademiker und Speziallisten, um ihr Dasein im Exil mit allen Entbehrungen und Leiden zu fristen. Viele politische Gefangene, die das Schah-Gefängnis überlebt hatten, wurden durch die islamische Regierung umgebracht. Über ein Vierteljahrhundert überschatteten Terror, Unterdrückung und religiöse Zwangsherrschaft das Land.

Die Generation, die Anfang der siebziger Jahre gegen die Diktatur des Schahs zu revoltieren anfing, hätte sich nie vorstellen können, dass die Geistlichen, die im Iran schon immer ein Teil der herrschenden Kaste waren, in so kurzer Zeit wie im Jahr 1979 die Macht ganz in die Hand nehmen und die Revolution zum Fall bringen würden.

Ende der siebziger Jahre steckte die Schah-Regierung in einer politischen, aber auch in einer wirtschaftlichen Krise. Einerseits schwankte der Erdölpreis, auf den die kranke Wirtschaft basierte, die Inflationsrate stieg und die Landwirtschaftliche Struktur wurde zunehmend vernichtet. Die industrielle Expansion war unausgeglichen und bestand zum größten Teil aus weiterverarbeitender Industrie und Montage. Andererseits stieg die Unzufriedenheit der jungen Generation, die sich hauptsächlich in intellektuellen Bewegungen und linksextremistischen Gruppierungen organisierte. Die breite Kritik der internationalen Menschenrechtorganisationen gegen Folter und Unterdrückung hatte die Regierung zunehmend in Misskredit gebracht. Die verbreitete Korruption in der Hof-Oligarchie vereitelte jeden wirtschaftlichen Reformversuch.

Als Gegenmaßnahme vergab die Regierung Kredite an ausländische Regierungen und beteiligte sich zunehmend an europäischer und amerikanischer Industrie, um sich mehr Festigkeit zu verleihen. Gleichzeitig verschaffte sie den schiitischen Geistlichen, den natürlichen Feinden der Kommunisten, mehr Spielraum. Trotz dieser Maßnahmen sah sich die Regierung Anfang des Jahres 1978 jeden Tag mit großen Streiks in den Firmen, Behörden und Fabriken konfrontiert. Diese Proteste schlossen sich bald den öffentlichen Demonstrationen an, die scheinbar anfänglich wirtschaftlichen Ursprungs waren, nahmen aber schnell eine politische Form an und verwandelten sich in breite Demonstrationen gegen das Schah-Regime.

Als diese Demonstrationen zunehmend organisierter wurden, verlor Schah die Kontrolle über die Situation und konnte selbst mit Ausgangssperre und Gewalt gegen die Bevölkerung den schnellen Sturz nicht verhindern. In diesem Moment tauchten die Geistlichen auf, die Moscheen in Propaganda-Zentren in der Hand hatten, die finanzielle Unterstützung der Händler und traditionsreiche Geldaristokraten genossen und in den letzten Jahren von der Regierung in Ruhe gelassen worden waren. Für einen Teil der Bevölkerung war der Klerus ein Symbol der Vereinigung von Tradition und Moderne. Die Geistlichen nutzten die Gelegenheit und übernahmen die Macht.

In der siebentausendjährige Geschichte Irans sind die Geistlichen schon immer ein Teil der absolutistischen Regierung gewesen. Mit einigen Ausnahmen, in denen die unteren Schichten der Gesellschaft sie in einer blutigen Weise aus der politischen Landschaft auslöschten, haben sie immer für die göttliche Bestätigung des Monarchen gesorgt. In der Geschichte Persiens haben sich Volksaufstände und der zoroastrische, sunnitische und schiitische Klerus immer wieder gegenübergestanden. Die Kaiser nannten sich ebenfalls immer "der Schatten Gottes", ein Titel, der von Khomeini in "Valie Faghih" umgeändert wurde, den höchsten religiösen Führer, und läutete die schlimmste Form der diktatorischen Theokratie der letzten Jahrhunderten an. Das ist auch der Grund, warum das iranische Volk, vor allem die jungen Menschen glauben, dass eine echte Demokratie ohne die völlige Trennung von Geistlichkeit und Politik nicht möglich ist.

Die iranische Jugend, deren Anteil mehr als 75% der Bevölkerung beträgt und somit den Iran zum zweitjüngsten Land der Welt macht, kann am wenigsten mit den islamischen Verhaltensregeln zurecht kommen. Viele Menschen sehen diese Regelungen wie die Gesetze einer fremden Macht an, die mit der persischen Kultur und der modernen Lebensweise nicht im Einklang steht. So wie damals, als die arabische Fremdmacht das persische Imperium bezwang und mit Gewalt eine islamische Regierung aufstellte, fühlen sich viele Iraner in einem besetzten Land mit einer Fremdherrschaft, dessen kulturelle und gesellschaftliche Normen mit ihren eigenen Werte und Vorstellungen nicht übereinstimmen.

Das ist auch der Grund, warum Iran, was die Flucht der Wissenschaftler, Akademiker und Intellektuelle angeht, auf der Welt seines Gleichen sucht. Viele iranische Dozenten und Forscher haben im letzten Vierteljahrhundert eine Stelle in den vereinigten Staaten, Kanada oder Europa gefunden (Iraner veröffentlich im internationalen Vergleich drei mal soviel an wissenschaftlichen Artikeln). Manche leben zurückgezogen im Exil.
Frauen hatten eine wichtige Role bei der Revolution im Iran

Als Forscher im Dienste der politischen Forschungsabteilung des staatlichen Rundfunks hatte ich Zugang zu geheimen oder inoffiziellen Umfragen, die staatliche Zentren regelmäßig unter der Bevölkerung durchführen. Gemäß dieser Umfragen halten die meisten Iraner die Regierung für politisch illegitim und glauben nicht an die von ihr propagierten Werte. Gemeint sind jene islamischen Werte, die durch Justiz, Polizei, Pariamilitär und Hisbollah-Gruppen mit Gewalt verbreitet werden, in dem sie sich in privatesten Angelegenheiten wie zwischenmenschliche Beziehungen oder Bekleidungsart einmischen.

In einer solchen Umfrage, deren Auswertung meiner eigenen Verantwortung unterlag, hatten etwa 80% der Teheraner Jugendliche angegeben, dass sie trotz der strengen Regelungen weiterhin Taten begehen werden, die gegen die islamischen Wertvorstellungen sind. Solche Handlungen, die teilweise aus einfachen, alltäglichen Dinge bestehen, wie zum Beispiel "ungezügelte Bekleidung", freundschaftliche Beziehung zum anderen Geschlecht, Alkoholgenuss, Teilnahme an heimlichen Partys, Anschauen von illegalen Kinofilme, Singen oder gar Hören von illegalen Liedern bis hin zu ungesetzlichem Geschlechtsverkehr, können schlimme Folgen haben, wie Gefängnisstrafe, Arbeitsverbot, Streichung von gesellschaftlichen Privilegien, Annullierung des Beamtenstatus, oder "islamische" Bestrafungen wie Auspeitschen in der Öffentlichkeit bzw. im Falle der außerehelichen sexuellen Beziehung sogar Steinigung oder Hinunterwerfen vom Berg.

Trotz diesen strengen Gesetzen kann man im Iran selten jemanden finden, der sich an sie hält. Die Folgen der Verbreitung der "freien Liebe" in den sechziger Jahren, die zum sexuellen Chaos führte, sind heute unter den jungen Menschen so stark, dass sie zu einer gesellschaftlichen Krise geführt haben.

Trotz staatlicher Propaganda stellen viele Tatsachen ein völlig anderes Bild vom Iran dar. Alkoholgenuss, Übertretungen der Bekleidungsvorschriften mit modischen Farben und Formen und starker Schminke durch Frauen, die keine Gelegenheit verpassen, um ihr Kopftuch in der Öffentlichkeit abzunehmen, geheime Partys, die starke Verbreitung von illegalen Filmen und Underground-Rockmusik... Dazu kommen soziale Missstände wie Prostitution, Drogensucht, illegale Abtreibungen und chirurgische Eingriffe zum Zweck der Wiederherstellung vom Jungfrauenhäutchen. Allein in der 12 Millionen Stadt Teheran gibt es über 200.000 Straßenmädchen, die von ihrem Zuhause geflüchtet sind.

Den offiziellen Statistiken zu Folge gibt es am Tag in Teheran etwa 10.000 Strafanzeigen in den islamischen Gerichten, davon mindestens 7.000 wegen Übertretung der islamischen Vorschriften. Trotz der harten Bestrafungen der jungen Frauen und Männer, die ihre Zukunft riskieren und teilweise sogar daran gehindert werden, an den staatlichen Universitäten zu studieren oder in den staatlichen Behörden zu arbeiten, findet man selten einen jungen Menschen in der Metropole Teheran, der nicht mindestens einmal wegen eines solchen Vorwurfs inhaftiert worden ist.

Die offiziellen Statistiken über Prostitution sind sehr besorgniserregend. Vor der Revolution gab es in Teheran nur ein paar Tausend Prostituierte, deren Tätigkeit auf ein bestimmtes Viertel der Stadt begrenzt war. Ihr durchschnittliches Alter betrug 30 Jahren, sie kamen hauptsächlich aus der Provinz und hatten mit 24 bis 26 Jahren nach einer unglücklichen Ehe wegen Armut, Drogensucht oder Gefängnisstrafe des Ehemannes keinen anderen Ausweg gekannt, als ihren Körper zu verkaufen. Mittlerweile besagen die Statistiken der Polizei, dass allein in den letzten Jahre 30.000 Frauen wegen Prostitution verhaftet worden sind. Die Einschätzung der staatlichen Behörden wie das Gesundheits- oder Innenministerium lautet: Zur Zeit arbeiten mehr als Viertelmillion Frauen als Vollzeitprostituierte. Ihr Durchschnittsalter beträgt 22, das heißt, sie beginnen mindestens 12 Jahre früher mit dieser Tätigkeit, als es vor 1979 der Fall war. Die Prostitution ist unter den jungen Menschen zu einer alltäglichen Tatsache geworden. In der ersten Konferenz über die gesellschaftliche Schäden, die kurz vor meiner unfreiwilligen Abreise aus dem Iran dort stattfand, schlug ich in meinem Forschungsbericht vor, dass die staatlichen Behörden statt Bestrafung präventive Maßnahmen ergreifen und gleichzeitig durch die Medien die Bevölkerung aufklären. Das ist aber natürlich etwas, das dem moralistischen Wertesystem des Islams nicht entspricht, das nur auf harte Bestrafung setzt, die andere abschrecken soll.

Außer soziale Missstände im Bereich der moralischen Grundsätze, was jeden Tag der Regierung weiter die Kontrolle entreißt, gibt es andere Themen, die für ihre Fortdauer von größter Bedeutung sind.

Mohammad Khatami, der Präsident der islamischen Regierung Irans, wurde gern von den westlichen Ländern als Reformist präsentiert. Am "Tag der Studenten" im vergangenen Dezember, am 51. Jahrestag der Ermordung von drei Studenten in Teheraner Universität durch das kaiserliche Militär, als Khatami an dieser Uni vor einigen ausgesuchten Hörern seine Schau " Dialog mit den Studenten" abzuziehen versuchte, durchbrachen Tausende Studenten die Polizeibarriere, öffneten die Türen der Veranstaltungshalle und protestierten lautstark gegen Khatami und seine leeren Versprechungen über Reformen, die nie in die Tat umgesetzt wurden. Danach hielten sie Flaggen und Plakate mit linksorientierten Parolen hoch und riefen sie aus, wie andere zuvor das Selbe in den siebziger Jahren getan hatten, und verhinderten die Schau.

Die Zahl der Studenten, die 20% der Bevölkerung Irans ausmachen, ist im Verhältnis zu der Zeit vor der Revolution schnell gewachsen. Diese Entwicklung ist der Grund, warum trotz ständiger Filtrierung an den Universitäten, deren Schließung und die Ermordung von Tausenden Studenten in den letzten zwei Jahrzehnten die studentische Bewegung die Vorreiterstellung in der Organisierung von Protesten wiederfindet. Das zeigt sich vor allem in einwöchigem Aufstand vom 1. Juli 1999. Wir alle, die an diesen Protesten teilgenommen hatten, erwarteten den Sturz der Regierung, aber die blutige, breite Unterdrückung der Bewegung, auf Befehl von Khatami und unter der Führung von Khamenei, rette das Regime. Danach war aber der Umsturz der Regierung für die Bevölkerung in den Bereich des Möglichen gerückt und deren offene Auseinandersetzung erreichte eine neue Phase.

Ein großer Teil der Studenten, über 60%, besteht aus Frauen, die mit großem Selbstbewusstsein und der Verteidigung ihrer Rechte die demokratischen Strukturen der Bewegung aufgebaut haben. Obwohl iranische Frauen bereits die Jahrzehnte lange Erfahrung des gezielten Kampfes hinter sich hatten und manche ihrer Rechte, wie zum Beispiel Wahlrecht in den sechziger Jahren, erhalten hatten, waren sie den Männern nicht gleichgestellt.

Nach der Revolution konnten Frauen, aber auch die revolutionären Gruppen, die großflächige Diskriminierung der Frauen nicht verhindern. Kurz nach der Machtergreifung konnte die islamische Regierung die politischen Gegner ausschalten und durch Waffengewalt das Tragen von dunklen Gewändern für Frauen zur Pflicht erklären. Selbst in den ersten Tagen war die revolutionäre Bewegung nicht in der Lage, die Frauen zu unterstützen, die gegen diese Vorschriften und die organisierten Übergriffe des Hisbollah auf nicht verhüllte Frauen demonstrierten. Sie war der Meinung, dass das Tragen von Kopftüchern keine große Bedeutung besitzt. Aber wie erwartet war dies der erste Schritt, um Frauen zu isolieren und ihnen die islamischen Gesetze aufzuzwängen, die Frauen als Menschen zweiter Klasse behandeln.

Diesmal sind Frauen mit ihren aktiven Organisationen und Gruppierungen sehr präsent. Bei Protesten und Demonstrationen spielen sie eine sehr wichtige Rolle und versuchen ihre Rechte zu verteidigen. Es liegt aber auf der Hand, dass solange diese Regierung an der Macht ist, keine Möglichkeit für Frauen besteht, ihre Forderungen durchzusetzen.

Nach den islamischen Gesetzen "gehört" eine Frau ihrem Ehemann und darf ohne seine Erlaubnis nicht einmal das Haus verlassen. Der Mann kann vier Ehefrauen und unzählige Kokubinen (Ehe auf Zeit) haben, aber die Frau besitzt nicht einmal das Recht auf Scheidung. Ihre Aussage vor Gericht gilt um die hälfte weniger als die des Mannes. Selbst ihr Leben ist halb soviel wert. Sie wird auch im Beruf benachteiligt; Schlüsselpositionen und das Richteramt sind ihr verwehrt.

Neben diesen Schwierigkeiten ist die Wirtschaftskrise besonders spürbar. Das Prokopfeinkommen der damaligen 36 Millionen Iraner ist im Vergleich zur jetzigen 67 Millionen Bevölkerung, unter Berücksichtigung der 26-prozentige Inflationsrate, auf minus 2% gesunken. Mit anderen Worten und gemäß der Statistiken des Wirtschaftsministeriums ist die Kaufkraft der Iraner durchschnittlich dreißigfach gesunken. Das ist der Grund, weshalb fast 40% der Bevölkerungen, vor allem in den kleinen Dörfern und entfernten Gebieten, unter der Armutsgrenze leben müssen, obwohl Iran zu den 10 reichsten Ländern der Welt zählt.

Genau wie in den Zeiten der Schah-Regierung hat sich eine große, konservative, korrupte Oligarchie um die Geistlichen Machthaber gebildet. Durch ihre Unterstützung der traditionellen Bazar-Strukturen fußt die Wirtschaft des Landes hauptsächlich auf Vermittlungs- und Provisionsgeschäfte, statt sich auf die Entwicklung der Großindustrie zu konzentrieren. Die Familien der Mullahs führen natürlich dieses korrupte System. Ab und zu sickern Berichte über deren märchenhafte Reichtümer in die Medien.

Der Druck auf die unteren und Mittleren Schichten der Gesellschaft ist enorm. Die soziale Kluft ist mit einem Blick auf die Unterschiede zwischen Nord- und Südteheran spürbar. Die 26-prozentige Arbeitslosigkeit ist ein Merkmal der ruinierten Wirtschaft. Über 60% der Fabriken schreiben rote Zahlen oder stehen dem baldigen Konkurs gegenüber. Gleichzeitig verfügt die Konsumgesellschaft nicht über genügend Kaufkraft. Das wirkt sich wiederum negativ auf Import vom Industriebedarf aus den benachbarten Ländern, mit denen Iran keine besonders gute diplomatische Beziehungen führt.
Ein paar wochen nach der islamichen Regirung, die Frauen protestierten gegen obligatoriche Hijab


Die schlechten internationalen Beziehungen sind eine weitere Schwierigkeit der islamische Republik. Sie versucht, seine Pläne zur Entwicklung vom Atomkraftwerken als Trumpf einzusetzen, um die Unterstützung der europäischen Gemeinschaft und deren Toleranz gegenüber ihrer Verletzungen der Menschenrechte zu gewinnen. Aber ein weiteres Druckmittel, nämlich die finanzielle und logistische Hilfe für die terroristischen Gruppierungen in der Region, hat die Regierung selbst geschwächt. Nach den erfolglosen Versuche, sich in die innenpolitischen Angelegenheiten in Afghanistan einzumischen, ist ein ähnlicher Versuch in Irak missglückt. Die schlechten politischen Beziehungen mit den meisten Nachbarsländern rührt zum einen von Unterstützung solcher Gruppierungen wie Hamas her und zum anderen von ethnischen Unstimmigkeiten. Das hat unter anderem den diplomatischen "Motor" des Regimes zum Stillstand gezwungen.

Die Aussicht auf einen militärischen Angriff der USA zur Vernichtung der Atomanlagen oder ihre Unterstützung der in den Staaten ansässigen Monarchie-Anhänger zum Zweck eines langfristigen Regierungswechsels sind für das Regime sehr besorgniserregend. Die Präsidentschaftswahlen sind vermutlich wieder nichts mehr als eine große Schau und werden wie die Parlamentswahlen von den breiten Schichten der Bevölkerung boykottiert. Aber die islamische Republik befürchtet mehr als alles andere große Streiks, Großdemonstrationen und vor allem studentische Proteste, die sie nicht in den Griff bekommen kann. Mit verschiedenen Mitteln versucht sie die Massen zu unterdrücken: Die Schließung von Hunderten Zeitungen und Zeitschriften, Blockierung vieler Internetseiten, Verbot von ausländischen Fernsehprogrammen und deren Beeinträchtigung durch Aussenden von Störsignalen, bis hin zur Ermordung von Andersdenkenden im In- und Ausland sind einige dieser Maßnahmen. Iran ist als einer der 10 Ländern der Welt mit niedrigstem Maß an Meinungsfreiheit bekannt. Viele junge Menschen, die noch immer den Idealen der Revolution von 1979 nachhängen, können mit den oppositionellen Kräften im Exil keinen ständigen Kontakt pflegen und haben deshalb eigenständige Untergrundorganisationen aufgebaut. Das erschwert und verlangsamt die einheitliche Führung der Proteste. Das ist das einzige Glück, das die islamischen Regierung nach Juli 1999 vor Stürz bewahrt hat.

Heute gibt es im Iran nur Wenige, die an einem baldigen Ende der islamischen Regierung und die Einmischung der Geistlichen in die Politik zweifeln. Viele denken, dass die Politische Zukunft Irans voller Hoffnung sein kann, trotz den sozialen und wirtschaftlichen Zerstörungen, basierend auf die Lektionen des letzten Vierteljahrhunderts.



Der Autor
Omid Habibinia; Journalist und Kommunikationsforscher ist 1967 in Teheran geboren. Er begann während der 79er-Revolution in einer linken Studierenden Zeitung zu schreiben, studierte später Klinische Psychologie und Kommunikationswissenschaften. In den 1990er-Jahren arbeitete Omid Habibinia im Staatlichen Radio und Fernsehen und publizierte kritische Texte in Zeitschriften. Wegen seiner Kontakte zu oppositionellen Gruppen musste er 2002 den Iran verlassen. Er zusammen mit seiner Familie als Journalist im Exil .