Freitag, April 20, 2007

zum 10. Jubiläum des Berliner Mykonos-Urteils



Sara Dehkordi

in der Kundgebung zum 10. Jahrestag des Mykonosurteils

in Berlin ( Freitag, den 20. April 2007, 12.00 Uhr) :


10 Jahre sind seit dem überragenden Berliner Mykonos-Urteil vergangen, das ohne die mutigen und detailgetreuen Anwälte, Staatsanwälte und Richter niemals zustande gekommen wäre.
Vergleiche ich mich mit Töchtern und Söhnen anderer, durch die iranische Regierung Ermordeter, kann ich mich zumindest glücklich schätzen, dass meiner Familie die Möglichkeit gegeben wurde zu kämpfen und die Täter zur Verantwortung zu ziehen. Kaum kann ich mir vorstellen wie es wäre, den eigenen Vater durch Staatsterror zu verlieren, jedoch keine Gerechtigkeit zu erfahren. So bewundere ich all die Angehörigen, denen keine Gerechtigkeit zuteil wurde und die zusehen müssen, wie sie das Erlebte verarbeiten.

Heute, 10 Jahre nach dem Urteil, ist die Euphorie von damals deutlich gedämpft. Der iranische Präsident tut und lässt wonach ihm zumute ist und die Welt schaut zu. Die iranische Opposition ist gespalten, im iranischen Volk ist Resignation weit verbreitet und ich frage mich, wie oft wir noch zu diesem Denkmal kommen werden, um die Öffentlichkeit auf dieses tyrannische Regime aufmerksam zu machen.
Was ich mit großem Unverständnis beobachte ist, dass spätestens seit der Wahl Ahmadinejats, der ehemalige Präsident, Rafsanndjani, in den deutschen Medien als „gemäßigt“ bezeichnet und als „die liberale Kraft im Iran“ dargestellt wird. Hashemi-Rafsandjani war zum Zeitpunkt des Mykonos-Attentats Präsident und auf dieser Gedenktafel steht ja, dass die Drahtzieher des Attentats die damaligen Machthaber im Iran waren, also auch Rafsandjani. Außerdem gehen zahlreiche andere Killerkommandos im In-und Ausland auf seine Kappe. Die Beschreibung Rafsandjanis als „gemäßigt“ und „liberal“ ist demnach nicht nur inakzeptabel und ignorant sondern auch verantwortungslos. Ich appelliere an die Medien in Deutschland ihre Definition von „gemäßigt“ und „liberal“ zu überdenken.

An diesem Punkt kann ich nur zu der damaligen und auch zu der heutigen iranischen Regierung sprechen und sagen, nicht heute, nicht in Kürze, wahrscheinlich auch nicht in den nächsten Jahren, aber irgendwann, sehen wir uns in Den Haag, und glaubt mir, wir haben keinen einzigen Toten vergessen!

Ich wünsche allen politischen Gefangenen in meinem Land Kraft, diese Hölle zu überstehen.

Und auch in diesem Jahr möchte ich vor allem Hamid Nowzari für seine Arbeit danken. Danke, dass Du nie aufgibst und mehr als jeder andere dafür sorgst, dass das Mykonos-Attentat nicht in Vergessenheit gerät.

Danke, dass Sie heute da sind.

20.04.2007