Mittwoch, Dezember 28, 2005

Militärschlag
gegen Iran
nicht

ausgeschlossen?



Verdächtige Nuklearanlage im Iran aus dem All fotografiert (Foto: dpa)


Die USA prüfen vor dem Hintergrund des Atomstreits mit Iran angeblich auch militärische Möglichkeiten, um die Regierung in Teheran zum Einlenken zu bewegen. Das berichtet der "Tagesspiegel" unter Berufung auf Nato-Sicherheitskreise.


Nicht in allernächster Zeit


Die westlichen Verbündeten seien davon in Kenntnis gesetzt worden, dass Armeeexperten noch einmal die iranischen Anlagen ins Auge fassen sollten, die als Ziel von Militärschlägen in Frage kämen, schreibt das Blatt. Eine Invasion sei nicht im Gespräch, einzelne Aktionen wie Luftangriffe würden aber nicht ausgeschlossen. Die Planungen hierfür würden gegenwärtig aktualisiert. Der Nato-Partner Türkei habe bereits darüber berichtet, dass die USA sich auch auf die militärische Option vorbereiteten. Im Kreis der amerikanischen Verbündeten werde übereinstimmend aber nicht damit gerechnet, dass Militärschläge in allernächster Zeit bevorstünden.



Europäer wollen verhandeln


Vor einer Woche hatten sich diplomatische Vertreter Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens und Irans darauf verständigt, dass die Europäische Union und Teheran ihre Bemühungen um die Wiederaufnahme von Atomverhandlungen im Januar fortsetzen wollen. Am Dienstag bestätigte die Regierung in Teheran den Erhalt eines russischen Vorschlags, nach dem Russland für Iran Uran anreichern will.


Druck auf Teheran


Die EU will Iran dazu bringen, ganz auf die Urananreicherung im eigenen Land zu verzichten. Im Gegenzug haben die Europäer Teheran ein umfassendes wirtschaftliches, technisches und politisches Kooperationsabkommen angeboten. Vor allem die USA befürchten, dass Teheran Nuklearprogramm zum Bau von Atombomben missbrauchen könnte. Washington will sich dem "Tagesspiegel" zufolge aber nicht unabsehbar lange hinhalten lassen. Die militärische Option zu diesem Zeitpunkt in die Öffentlichkeit zu bringen, solle auch den Druck auf Teheran ein weiteres Mal erhöhen, hieß es weiter.


Der Iran hat das russische Kompromissangebot

zur Eindämmung des Streits um sein Atomprogramm
abgelehnt.

Der iranische Außenamtssprecher Hamid Resa Assefi sagte in Teheran, sein Land bestehe weiterhin darauf, Uran auf eigenem Boden anreichern zu können. Seiner Regierung sei "noch kein konkreter Vorschlag" vorgelegt worden. "Aber es ist klar, dass wir alle Vorschläge und Pläne positiv aufnehmen, die das Recht der islamischen Republik auf Urananreicherungen auf eigenem Boden anerkennen", sagte Assefi. Wenn dieses Recht anerkannt werde, werde Teheran in die Pläne einwilligen, wenn nicht, würden sie abgelehnt.
Porträt Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad

Gespräche mit EU fraglich


Zugleich weigerte sich Assefi, den Termin zur Wiederaufnahme der Atomverhandlungen mit der EU zu bestätigen. Der von der EU genannte 18. Januar sei ein mögliches Datum unter vielen. Es sei jedoch sicher, dass die Verhandlungen im Januar fortgesetzt würden. Der Iran und das EU-Vermittlertrio aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien hatten sich am Mittwoch in Wien bereits auf eine Fortsetzung der Wiederaufnahme-Gespräche im Januar geeinigt.

Moskau: Mitteilung an Teheran

Moskau hatte am Samstag sein Angebot erneuert, den Iran in Russland in einer gemeinsamen Anlage Uran anreichern zu lassen. Die russische Botschaft in Teheran habe am Samstag den iranischen Behörden eine entsprechende Mitteilung zukommen lassen, erklärte das russische Außenministerium.

Bau von Atomwaffen befürchtet

Russland versucht, im Streit um das iranische Atomprogramm zu vermitteln. Der Westen will verhindern, dass der Iran hoch angereichertes Uran zur Herstellung von Atomwaffen produziert. Die US-Regierung verdächtigt Teheran, unter dem Deckmantel eines zivilen Atomprogramms den Bau von Atombomben vorzubereiten