Freitag, März 14, 2008

29 Jahre Gehirnwäsche; "Parlamentswahl" im Iran hat begonnen und eine Hoffnung auf Demokratisierung haben die Iraner nicht

Livia Klingl


Wo bleiben die Erfolge?

29 Jahre Islamischer Revolution

brachten vor allem eines:

Gehirnwäsche.

72 Millionen, in großer Zahl junge Menschen, das zweitgrößte Ölvorkommen der Welt, eine recht demokratische Verfassung in einer Region voller Despotismus – der Iran hätte viele Grundvoraussetzungen für Prosperität und Wohlbefinden seiner Bürger.

Doch wie die Luftverschmutzung über Teheran liegt nach 29 Jahren Islamischer Revolution trotz aller Wahlkampfumtriebigkeit (besonders der Regime-Erhalter) bleierne Apathie über dem Land. Und in den meisten Köpfen herrscht eine Verwirrung, wie man sie in Saddams Irak und in Milosevics Serbien vorfand, nur dass es im Iran die Folgen einer religiösen Diktatur und deren beständiger Betrommelung mit politischem Islam sind.

Langzeitbombe

Selbst Reformkandidaten für die Parlamentswahl – die ob der Vorauswahl der Bewerber durch den mächtigen Wächterrat zur demokratischen Farce verkommen – finden kaum zu einer konzisen Analyse des Ist-Zustands und den nötigen Schritten in Richtung des gewünschten künftigen Zustands der Regional- und früheren
Kulturmacht.

Das Erbe von Imam Khomeini: 50 Prozent Arme, fünf Prozent teils obszön Reiche, die ihr Geld nicht nur mit ihren Pistazienhainen machen, sondern im Öl- und Baugeschäft. Ein Mittelstand, der ob lahmender Wirtschaft, horrender Preissteigerungen und ebensolcher Inflation gegen den sozialen Abstieg ankämpft, oft vergeblich. Und der in geistiger Abgeschiedenheit gehalten ist durch gegängelte Medien, denen eines gut gelingt: Dass der Westen, der angeblich keine Werte hat und keine Moral, für nahezu alles verantwortlich gemacht wird, was nicht funktioniert. Welch Langzeitbombe geistige Isolation ist, beweist das schon lange vom Milosevic-Joch befreite Serbien gerade dieser Tage.

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