Donnerstag, Januar 22, 2009

Schwerer Vorwurf gegen deutsche Bildungseinrichtungen, Stiftungen, Medien sowie die Botschaft in Teheran

Iran beschuldigt deutsche Stiftungen

Von Wahied Wahdat-Hagh und Joachim Frank,

http://www.ksta.de/html/artikel/1231945321208.shtml

Schwerer Vorwurf gegen deutsche Bildungseinrichtungen, Stiftungen, Medien sowie die Botschaft in Teheran: Der Iran beschuldigt die Einrichtungen der Spionage. Der iranische Armeechef droht mit möglichen Botschaftsbesetzungen.

BERLIN / KÖLN - Der Iran beschuldigt deutsche Bildungseinrichtungen, Stiftungen, Medien sowie die Botschaft in Teheran der Spionage und umstürzlerischer Umtriebe. Den massiven Vorwürfen, die von staatlich gelenkten Medien wie „Farsnews“ und „Basirat“ verbreitet wurden, folgten kaum verhohlene Drohungen. Der Oberbefehlshaber der Iranischen Revolutionsgarde, General Mohammed Ali Jafari, wird in einem weiteren „Farsnews“-Bericht mit dem Hinweis auf die Besetzung der US-Botschaft in Teheran 1979 zitiert. Um vergleichbare Aktionen im Bedarfsfall wieder zu ermöglichen, müssten Spezialeinheiten ausgebildet werden, so der Armeechef kurz vor den Feiern zum 30. Jahrestag der „Islamischen Revolution“. Das Auswärtige Amt in Berlin protestierte gegen die Anschuldigungen. Die Botschaft des Irans kam mehrfachen Bitten des „Kölner Stadt-Anzeiger“ um Stellungnahme nicht nach.

Als Akteure der vermeintlichen Spionagetätigkeit nennen die Berichte den Deutschen Akademischen Austausch Dienst (DAAD), das Max-Planck-Institut, die Deutsche Welle (DW) sowie die parteinahen Stiftungen. Allein der DAAD förderte im Jahr 2007 insgesamt 235 Studierende und Graduierte sowie 113 Wissenschaftler aus dem Iran.

Die iranischen Medien stellen Auslandsstipendien an iranische Studenten als Mittel hin, potenzielle Spione auszubilden und langfristig das islamische System durch eine „sanfte Revolution“ zu stürzen. Die wissenschaftliche Arbeit der Stiftungen sei nur ein Deckmantel für Spionage. Wer sich als Stipendiat von den Feinden der islamischen Revolution rekrutieren, mit den Idealen der Demokratie vertraut machen und einer „christlichen Weltsicht“ infiltrieren lasse, verliere durch diese „Assimilation“ seine Identität und werde ein williges Werkzeug des Westens.

Die Deutsche Welle nannte den Vorwurf der Spionagetätigkeit „absurd“. Die Berichterstattung des deutschen Auslandsrundfunks „erfolgt auf der Grundlage der Werte und Perspektiven, für die Deutschland in der Welt steht“, sagte DW-Sprecher Johannes Hoffmann dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Der Sender verstehe sich als „deutsche Stimme der Menschenrechte“ und setze „auf freie, ungefilterte Information und die Kraft von Argumenten“. Andere kritisierte Institutionen wollten sich nicht äußern. Intern war aber auch dort von „völlig haltlosen, aberwitzigen Anschuldigungen“ die Rede.